Der Rauchlose Sasukenei-Ofen

 

 

Im Jahr 2013 habe ich mir einen Rauchlosen Sasukenei-Ofen mit ca. 2600 Liter Brennraumvolumen gebaut. Dieser Ofen sei im folgenden hier beschrieben. Mein Ofen folgt der Bauanleitung von Masakazu Kusakabe. Die einzige Veränderung welche ich traf, ist die Vergrößerung des Brennraumvolumens und somit proportional aller anderen Segmente des Ofens.

 

Die Beschreibung des Ofens habe ich mit freundlicher Genehmigung von Herrn Andreas Hanusch, vom Hanusch-Verlag, und der Autoren Masakazu Kusakabe und Marc Lancet, dem Buch "Holzbrand - Geheimisse japanischer Meister" entnommen.

 

 

"Der Rauchlose Sasukenei-Ofen verfügt über mehrere einzigartige Eigenschaften. Die darin gebrannten Stücke sind von einer Qualität, die man sonst nur von sehr viel längeren Bränden in traditionellen Anagama-Öfen kennt. Der Ofen lässt sich schnell und ohne großen Aufwand brennen - er erwärmt sich problemlos, hält hohe Temperaturen und erzielt dramatische Holzbrandeffekte in 24 bis 36 Stunden. Wie der Name besagt, produziert der Rauchlose Sasukenei-Ofen im Brand so gut wie keinen Rauch.

 

Kusakabe beschäftigte sich erstmals mit rauchfreiem Brennen, als er eingeladen wurde, einen Ofen für Burnaby City in Britisch Kolumbien, Kanada, zu bauen. Eine der vielen Anforderungen an den Ofen war, dass er keinen Rauch produzieren durfte, denn er lag in einer stark besiedelten Gegend. Kusakabe entsprach dieser Herausforderung, indem er den Umbu- (Schweinerücken) Ofen baute, einen großen Zweikammerofen ohne Rauchentwicklung.

 

Der Rauchlose Sasukenei-Ofen verfügt über zwei Merkmale des Umbu-Ofens: eine große Bourry-Feuerung und einen hohen Schornstein, wie ihn sonst nur größere Öfen haben.

 

Die große Bourry-Feuerung ist eine Feuerung mit zwei Kammern und überschlagender Flamme, die sehr effizient brennt. Das Holz wird zum heizen in die obere Kammer gegeben, wo es auf einem Rost über der zweiten Kammer liegen bleibt, in der sich Asche und Glut aus dem Brand sammeln. Die durch das Holz nach unten gesogene Luft sorgt für ein Feuer, das von oben nach unten brennt.

 

Die Brennkammer ist kompakt und misst wenig mehr als einen Kubikmeter. Auch die Effekte durch Asche und Feuer sind komprimiert und die Ergebnisse atemberaubend schön. Kusakabe entschloss sich in diesem Fall, die Asche- und Brenneffekte zur Erzielung guter Ergebnisse nicht auf einen großen Ofenraum zu verteilen, sondern die Brennkammer zu komprimieren und die Effekte auf eine kleine Kammer zu konzentrieren, um dramatische Holzbrandeffekte hervorzurufen.

 

Einige der in größeren Öfen mit längerer Brenndauer zu findenden Feinheiten entstehen hier weniger leicht, dafür sind die Asche- und Brenneffekte im Rauchlosen Sasukenei-Ofen so konzentriert, dass Ware mit so starker Ascheglasur entsteht, dass man eine Brenndauer von über 10 Tagen vermutet anstatt die tatsächliche Dauer von anderthalb Tagen. Zudem weisen Stücke, die unter der Bourry-Feuerung und in den Zügen zur Brennkammer gebrannt werden, Merkmale auf, wie sie nur im Rauchlosen Sasukenei-Ofen möglich sind.

 

Die kurze Brenndauer des Rauchlosen Sasukenei-Ofens mach ihn zum idealen Ofen, um den Holzbrand zu erlernen, zu entwickeln und damit zu experimentieren. Da die Brenndauer normalerweise nur anderthalb Tage beträgt verbraucht der Ofen weniger Holz und kann von weniger Personen gebrannt werden. Er lässt sich problemlos 10- bis 20-mal pro Jahr brennen.

 

[...]

 

Die leichte Handhabung, die herausragenden Ergebnisse und das rauchfreie Brennen zusammen bewirken, dass der Rauchlose Sasukenei-Ofen seinem Namen gerecht wird. Sasukenei ist ein Wort aus dem nur in Miharu, wo Kusakabe lebt, gesprochenen Dialekt. Es bedeutet soviel wie "Kein Problem" oder "Keine Sorge, Kumpel".

 

Im Rauchlosen Sasukenei-Ofen sind je nach Lage im Ofen eine Vielzahl von Effekten möglich. In manchen Ofenabschnitten entsteht ein schönes, sattes Koge, während in anderen die hochgeschätzte, jade-grüne, glänzende Ascheanflugglasur (Shizenyu) entsteht sowie starke Effekte durch Erosion und erneutes Brennen. Zur Beschreibung dieser Effekte und ihrer Lage wird der Ofen in verschiedene Zonen eingeteilt:

 

1. Die Hauptbrennkammer;

 

2. Der Zug von der Bourry-Feuerung zur Hauptbrennkammer;

 

3. Der Zug von der Hauptbrennkammer zum Schornstein;

 

4. Der Bereich unter der Bourry-Feuerung;

 

5. Der Bereich unter dem Schornstein.

 

 

Vorderteil der Kammer zwischen Zug und Feuermauer

 

Dieser Bereich ist dem stärksten Ascheanflug ausgesetzt. Die Ascheglasur tritt nicht in Tropfenform auf, sondern bedeckt die gesamte Oberfläche der Gefäße. Die dem Zug am nächsten stehenden Gefäße weisen Erosionseffekte (Shinshoku) auf, die entstehen, wenn sich die Asche bei anhaltend hohen Temperaturen mit dem Ton verbindet und diesen auflöst oder anfrisst. Wenn in diesem Bereich nicht seitlich geheizt wird, entsteht die glänzend-grüne Reduktionsfarbe von Anflugglasur.

 

Da durch anhaltendes Feuern Glutschichten entstehen, weist die in der Glut liegende Keramik sehr starke schwarze Koge-Effekte auf. Auf Stücken, die aus der Glut heraus ragen, entsteht Misch-Yohen, darunter eine Vielzahl von Brandfarben an der Glutobergrenze, laufende Glasurtropfen (Tamadare), und glänzendes Shizenyu ganz oben an den heraus ragenden Stücken.

 

Die Ofenplatten zwischen dem Feuerungszug und der Feuermauer werden mit Anflugglasur regelrecht getränkt. Auf Bodenhöhe überwiegen Koge-Effekte. Darüber entsteht starke Anflugglasur (Shizenyu). Im obersten Regalbereich entstehen Oberflächen mit Laufglasur (Tamadare).

 

 

Regale oberhalb der Feuermauer

 

Die Objekte oberhalb der Feuermauer haben Oberflächen mit Anflugglasur, besonders Tamadare. Weiter zum Schornstein hin treten durch die niedergehende Flamme Goma und Hi-Iro auf.

 

 

Unter der Seitenfeuerung auf der Schornstein-Seite der Feuermauer

 

Wenn durch die zweite Seitenfeuerungsöffnung zwei Stunden oder länger befeuert wird, entsteht eine Glutschicht in der zweiten Feuerung die die dort eingesetzten Stücke bedeckt und zu Sangiri-Effekten auf Oberflächen mit leichtem Ascheanflug führt. Diese Effekte treten bei allen Objekten auf, die zum Ende des Brandes mit Glut bedeckt werden.

 

 

Der Eintrittszug von der Bourry-Feuerung in die Hauptbrennkammer

 

In diesem Ofen entstehen am Eintritt wie am Austritt der Züge hohe Konzentrationen an Hitze, Flammen und Asche. Der Eintrittszug wird heißer als der Austrittszug. Stücke in diesem Bereich erfahren einen starken Ascheanflug, was zu Aschglasureffekten (Shizenyu) und Erosion (Shinshoku) führt. Die Stücke in nächster Nähe zur Bourry-Feuerung weisen aufgrund der von der Bourry-Feuerung in den Zug abfallenden Glutschicht Koge und Brandfarbeneffekte auf. Koge-Effekte entstehen je nach der Dicke der Glutschicht oben auf Stücken nahe der Feuerung und ganz unten an den Stücken nahe der Brennkammer.

 

 

Der Austrittszug von der Hauptbrennkammer zum Schornstein

 

Die Temperatur im Austrittszug ist niedriger als in den Eintrittszug in die Brennkammer, obwohl auch sie von der Konzentration von Hitze, Flammen und Asche profitieren. Laufglasureffekte (Tamadare) überwiegen in der Nähe der Brennkammer, hellere Anflugglasureffekte in Schornsteinnähe.

 

 

Unter der Bourry-Feuerung

 

Dies ist eine Art Geheimkammer, weil kaum jemand Stücke in diesen Bereich einsetzt. In diesem Teil des Ofens werden einzigartige Yohen-Effekte erzielt. Während des Brandes entsteht ein Glutgefälle. Es verläuft von der höchsten Stelle an der Außenwand über den Zug und verliert sich am Anfang der Brennkammer. Die Stücke in diesem Glutgefälle entwickeln Effekte in Abhängigkeit davon, wie viel Ascheglasur sich aufgebaut hatte, bevor sie unter der Glut begraben wurden.

 

Ohne Ascheanflug isoliert die Glut die Tonoberfläche, die beinahe roh wirkt, höchstens geschwärzt von Kohleeinlagerungen. Bei leichtem Ascheanflug weisen die Oberflächen leichte Koge-Effekte auf. Bei starker Anflugglasur entstehen satte, schwarze Koge-Oberflächen mit starken Strukturen. Die Koge-Effekte entstehen entlang der abfallenden Kurve der Glutschicht.

 

Je weiter entfernt von der Außenwand die Stücke stehen, desto weiter ragen sie aus der abfallenden Glutschicht hervor. Ein zur Hälfte bedecktes Objekt weist eine geschwungene Linie durch das Glutgefälle auf. Unter der Linie ist es dunkel von Koge, darüber zeigen sich dramatische Misch-Yohen-Effekte. Teile von aus der Glut ragenden Stücken befinden sich in der heißesten Zone des Ofens. Knapp über der Glut entsteht bei ihnen Misch-Yohen, darüber Ascheglasur. Ganz oben weisen diese Stücke Erosion auf.

 

An der der Außenwand am nächsten liegenden Stelle der Feuerung ist die Glutbildung am größten. Wer glasierte und schon gebrannte Stücke hier einsetzt, erzielt "antike" Oberflächen mit einer Vielzahl von Strukturen und Farben. Man kann die Keramiken auch vorne und hinten an die Außenwand setzen. Die Mitte bleibt besser frei, damit die auf Bodenhöhe liegende Feuerungsöffnung nicht blockiert wird, wo der Brand mit einem kleinen Holzfeuer oder einem Brenner begonnen wird.

 

 

Unter dem Schornstein

 

Auch dies ist ein Bereich, wo selten Ware eingesetzt wird. Hier entstehen im Rauchlosen Sasukenei-Ofen häufig Laufglasuren (Tamadare), Brandfarben (Hi-Iro) und Sesam-Flecken (Goma). Der Bereich eignet sich auch hervorragend für Stroh-Linien-Effekte (Hidasuki)."

 

 

 

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© Hendrik Schöne