Sommer

 

Wir erneuern unsere Komplizenschaft mit Leben und Tod, denn im Sommer ist es einfacher, »ja« zu sagen zu dem, was ist. Glück ist das, was glückt, und alles regt sich und atmet in goldenem Licht. In der langen Dämmerung einer Sommernacht glauben wir gerne, dass unsere wildesten Träume mit Sicherheit wahr werden. »Es ist jetzt Zeit, zu Bett zu gehen, doch - dieser Sommermond.«

         Aber wir sind auch aufgefordert, über das Haiku von Bashō »Sommerweideland - / Von des Soldaten Träumen / Bleibt nur dies zurück« nachzudenken. Wir wünschen, dass solche Pracht und solche Fülle ewig sein mögen. Unmerklich macht der Sommer Platz für den Spätsommer, den die alten Chinesen als eigene Jahreszeit ansahen: Nächtliche Regengüsse verfolgen uns in unseren Träumen, und wenn der Tag anbricht, erscheint alles wie frisch gewaschen.

 

Manu Bazzano

 

 

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© Hendrik Schöne