Winter
Wie die winterliche Abgeschiedenheit von den Dichtern Chinas oder Japans erfahren wird, ist uns nahezu unbekannt: Wir wissen nur von Stille und noch tieferer Stille, eingehüllt in Schnee. Der modernen Welt gilt der Winter als »Jahreszeit der Behaglichkeit«. Gleichzeitig fühlen wir, wie unsere Energie geringer wird - genauso wie das Licht. »Um vier Uhr wird es dunkel« und »Voll von Nacht und Kälte ist die Windschutzscheibe« heißt es in einem Gedicht. Lang sind die Nächte, und die Stille der Natur lädt uns ein, die Dunkelheit ohne Licht zu erkunden, denn dies ist der einzige Weg, sie kennen zu lernen:
»Ich würde nicht einmal / die Laterne nehmen /«, heißt es an anderer Stelle, denn »wo die Dunkelheit so dunkel ist / hebt sie sich selber auf.«
Der Winter erinnert uns an Alter und Tod, doch wir können auch spielerisch damit umgehen: »Welch eine Freude, / es wird zu Schnee sich wandeln - / der Winterregen.« Im Innersten einer derart tiefen Stille finden wir den Samen der neuen Jahreszeit und in unserem Herzen die Kraft, dem immer währenden Fließen des Lebens zu vertrauen; denn »wenn der Sturm am meisten braust, kommt stets ein Vogel herbei, der uns beruhigt. Ein unbekannter Vogel, der singt, bevor er sich in die Lüfte erhebt.«